Medienmitteilung: Zugang zu Aidsbehandlung für alle - eine Herausforderung für schweizerische Hilfswerke
aidsfocus.ch, 20.4.04: Schweizerische Hilfswerke und Entwicklungsorganisationen wollen aidskranken Menschen in Afrika eine Chance geben und setzen sich für ganzheitliche Behandlung und Pflege für alle ein. Dazu sind jedoch mehr finanzielle Mittel nötig. Dies unterstrichen Fachleute aus der Schweiz und aus Afrika an einem Symposium von aidsfocus.ch, der Schweizer Plattform zu HIV/Aids und Entwicklungszusammenarbeit, am 20. April 2004 in Bern.
Dank neu entwickelten Aidsmedikamenten muss eine HIV-Infektion nicht mehr zwangsläufig zum Tod führen. Dass eine Behandlung auch unter erschwerten Bedingungen möglich ist, zeigen die Erfahrungen Brasiliens und Pilotprojekte von Médecins Sans Frontières (MSF) in sieben Ländern. An der von der schweizerischen Fachplattform aidsfocus.ch organisierten Tagung bekräftigten Schweizerische Hilfswerke die Bereitschaft, sich für den Zugang aller zu einer umfassenden Aidsbehandlung einzusetzen, mit unterschiedlichen Ansätzen und Schwerpunkten. Auf internationaler Ebene hat eine Kampagne der Weltgesundheitsorganisation WHO mit der „3 by 5“-Initiative, die bis zum Jahr 2005 drei Millionen Menschen im Süden und Osten mit der nötigen Therapie versorgen will, ein wichtiges Zeichen gesetzt.
Die Hürden sind allerdings hoch. So beklagten die Fachleute, dass mangelnde Finanzen, hohe Versorgungskosten, schwache Gesundheitssysteme und ein Mangel an qualifiziertem Personal die Arbeit im Süden erschweren. Den betroffenen Ländern fehlt oft die Kapazität, die nötigen Mittel in so kurzer Zeit effizient einsetzen zu können. Die Hilfswerke betonten deshalb, dass sich unterschiedliche Ansätze und Schwerpunkte ergänzen müssten.
Einzelne Organisationen wie zum Beispiel das Schweizerische Rote Kreuz will in Projektländern in Zusammenarbeit mit den staatlichen Diensten ein Behandlungszentrum aufbauen. Andere Hilfswerke fragten sich angesichts knapper Ressourcen, ob sie nicht weiterhin primär Präventionsarbeit leisten sollen. Für Jeanne Gapiya Niyonzima, Präsidentin einer burundischen Selbsthilfeorganisation, bedingen und fördern sich jedoch Prävention und Behandlung gegenseitig. Wirksame Aidsbehandlung geht zudem über die medikamentöse Therapie hinaus und umfasst die ganzheitliche Unterstützung und Pflege der mit HIV/Aids lebenden Menschen. Daher spielen auch die Hilfswerke und Organisationen, die nicht selbst Therapien durchführen können, eine wichtige Rolle in der psychosozialen Unterstützung und Begleitung der Menschen, die mit HIV/Aids leben, im Kampf gegen die Stigmatisierung Betroffener und in der internationalen Lobbyarbeit zur Senkung der Medikamentenpreise.
Hintergrund
Weltweit sind 40 Millionen Menschen mit dem Aids-Virus infiziert. Von den weltweit sechs Millionen Menschen, die dringendst einer HIV/Aidsbehandlung bedürfen, erhalten gerade 300 000 Zugang zu den lebensrettenden Therapien. Die Weltgesundheitsorganisation WHO will mit ihrer „3 by 5“-Initiative bis zum Jahr 2005 drei Millionen HIV-Infizierte mit Medikamenten versorgen.
Die Fachplattform aidsfocus.ch besteht seit Ende 2003 und bündelt die Erfahrungen von rund 30 Schweizer Hilfswerken und Organisationen im Kampf gegen Aids. Die Plattform wird von Medicus Mundi Schweiz koordiniert. In der Steuerungsgruppe vertreten sind u.a. das Schweizerische Rote Kreuz und das Schweizerische Tropeninstitut.
Die Tagung wird finanziell unterstützt von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Für weitere Informationen: Helena Zweifel, Koordination aidsfocus.ch, Medicus Mundi Schweiz, Tel. 061 383 18 10, hzweifel@medicusmundi.ch, www.aidsfocus.ch